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Rita Indiana – Tentakel

Meine neueste Übersetzung: Ein karibischer Roman vom Strand der Zukunft – und die uralte Frage, brennend wie der Kuss einer Seeanemone: Wer ist Ich?
Die Dominikanische Republik, etwas später. Vom einstigen Touristenparadies ist nicht mehr viel übrig: Die Strandpromenaden von Tsunamis verwüstet, das Meer auf Jahrzehnte verseucht, und auf den Straßen patrouillieren Roboter, die Flüchtlinge aus Haiti einsammeln und verschwinden lassen.
Dies ist die Welt von Acilde Figueroa. Die junge Frau arbeitet als Hausangestellte einer Voodoo-Priesterin mit besten Verbindungen zur Macht. Acilde selbst hat nur zwei Wünsche: erstens Restaurantchef zu werden und zweitens ein Mann. Ihr Plan für ein neues Leben geht gehörig schief. Doch auf der Flucht erfährt Acilde, dass sie auserwählt ist, das Meer vor seiner Zerstörung zu bewahren. Und so beginnt ein wilder Trip, an dessen Ende Acilde vor dem Dilemma eines jeden Auserwählten steht: Gehorcht sie der Prophezeiung oder ihrem Eigensinn?
»Tentakel« tankt den magischen Treibstoff lateinamerikanischer und karibischer Traditionen, um deren Grenzen lustvoll hinter sich zu lassen. Ein Roman, der unsere Fragen nach Identität, Sex und Gender auf unkonventionelle Weise verhandelt – und eine so bemerkenswerte wie befreiende Antwort findet. Ein kompromissloses, schnelles, unverschämtes Buch, an dem sich nicht nur die Voodoo-Geister scheiden – wie immer, wenn Literatur etwas wagt.

« Eine Stricherin, die erst zum Hausmädchen und dann zur Santería-Halbgottheit wird? Ein Goya verehrender Maler, der durch ein Zeitloch fällt und sich einer Freibeuterbande anschließen muss? Eine Künstlerkolonie, die zugleich eine Mission für Klima- und Artenschutz verfolgt? Und das alles in der Karibik, genauer gesagt in der Dominikanischen Republik: 2001, im 17. Jahrhundert und 2037.
Das scheint Ihnen zu viel für einen Roman? Dann kennen Sie Rita Indiana noch nicht: Die schafft das alles auf knappen 160 Seiten. Ein Text, mitreißend und eingängig wie ein guter Song (na so was, Rita Indiana feiert auch mit ihrer Merengue-Band Los misterios Erfolge!). Wer es wagt, kann sich bei aller Action von den Tentakeln in viele faszinierend kluge Tiefen von Philosophie, Politik und Geschichte mit hinabziehen lassen. Eine frische, wagemutige und unbekümmerte Fiktion quer durch die Zeiten, in der Realität, Traum und Mythos auf ganz natürliche Art nebeneinander stehen und beißende Fragen an die Gegenwart stellen. »

(Silke Kleemann in litprom)

 

Und in der SZ:

Voodoo und Versace
In Rita Indianas « Tentakel » können die Protagonisten durch die Zeit reisen und Voodoo wird zur Staatsreligion erhoben. Ein kühner Roman, der für die Lust am Umsturz in der lateinamerikanischen Literatur steht.

Leben und Schreiben

Alles ist autobiografisch, selbst das Erfundene.
Claude Simon

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